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Geschichte und Brauchtum

 

„Hoorig, hoorig, hoorig isch de Sepp,

und wenn de Sepp it hoorig wär,

denn wüßt mer it wer hoorig wär!“

 

Dieser in Steißlingen heimische Narrenruf erinnert an ein Fasnachtsoriginal des 19. Jahrhunderts und macht mit der Tatsache bekannt, dass sich in unserem Dorf immer einige „Familienoriginale“ gefunden haben, die dem fasnachtlichen Treiben einen besonderen Akzent verliehen.

 


Aus der Steißlinger Pfarr-Chronik

Wenn der Humor nicht wär, wär das Leben viel zu schwer!

Die Pfarr-Chronik von Steißlingen kann viele Eintragungen über das fasnachtliche Treiben aufweisen. Hier seien nur ein paar Notizen von Pfarrer Schneiderhan, der von 1873 bis 1895 Pfarrer in Steißlingen war, als Beweis alten Fasnachtsbrauchtums angeführt:

 

25. Februar 1879

Fasnachtsdienstag. Bürgerbälle! Am Sonntag Ball in der „Post“, am Montag im „Johann“ (Löchle) und heute Tanzmusik im „Fritz“ (große Brauerei).

 

09. Februar 1880

Es ist Fasnacht. Es wurden die vier Jahreszeiten auf Wagen gespielt, bei mir wurden Trauben vom lustigen Volk geholt.

 

12. Februar 1882

Der hiesige See ist mächtig zugefroren. Acht Schüler der 6. Klasse und Fortbildungsschüler haben heute beim Schlittschuhsport auch mit flottem Zigarrenrauchen sich gütlich getan. Nun, an der verdienten Auszeichnung soll’ s nicht fehlen! Es wurde kein Fasnachts-Spektakel getrieben, sondern ein Theaterstück eingeübt und vier Mal gespielt – besser so!

 

05. März 1889

Die Fasnacht ist diesmal sehr animiert (Jahrmarkt).

 

18. Februar 1890

Die Fasnachtsaufführungen des jungen Volkes, in diesem Jahr auf verschiedenen Wagen.

 

08. Februar 1891

Der katholische Männerverein gibt am Sonntag ein Theaterstück, im Schloß wird morgen ein französisches Theaterstück „Macorboille“ gegeben und die junge Welt im Ort spielt eine Bauernhochzeit auf der Straße.

 

04./05. und 06. Februar 1894

Am Sonntag war Ball des Militärvereins im „Spinner“, am Montag war Tanz im „Adler“, wo auch der Narrenbaum aufgerichtet war; am Sonntag und Dienstag spielte der katholische Männerverein recht schöne Stücke im „Ochsen“; vor dem „Adler“ spielte eine Narrengesellschaft im Freien.

 


Alte Steißlinger Bräuche und Sitten an Fasnacht

Stets wurde am Schmutzigen Donnerstag – Pfarrer Schneiderhan nannte ihn 1881 auch den „feuchten Donnerstag“ – ein Narrenbaum an der „Alten Post“ gesetzt, ursprünglich vom letzten christenlehrpflichtigen Jahrgang, etwa ab 1880 von den „Rekruten“ (also die seinerzeit Militär-Dienstpflichtigen). Erst die geburtenarmen Jahrgänge des ersten Weltkrieges führten 1933 zur Gründung eines Narrenvereins, der dann diese Obliegenheiten besorgte. Die Frauen buken an diesem Tag „Küchle“ in Öl. Der Umzug von Narrenvater und Narrenmutter, angeführt von dem „Lakai“ oder Hofnarren, gehörte seit eh und je zur Steißlinger Sonntagsfasnacht.

  

Älter als das Narrenbaumsetzen ist die Abhaltung von Fasnachtsspielen. Sie wurden im Freien und zwar meist am Montag abgehalten, wobei auch Fasnachtskomödien aufgeführt oder Jahrmärkte abgehalten wurden. Maskenumzüge fanden am Sonntag statt, wobei von einem Reiter vor den Wirtshäusern die „Fasnet ausgerufen“, d.h. örtliche närrische Vorkommnisse verkündigt wurden. Für die ledigen Burschen und Mädchen waren die drei Fasnettanzabende jedoch das Wichtigste. Die Tanzlokale wurden jährlich von den Burschen neu bestimmt.

  

Am Aschermittwoch, an dem früher nicht gearbeitet wurde, gingen die Burschen und Mädchen in der Frühe in die Kirche. Beim anschließenden Wirtshausbesuch nahm jeder Bursche seine Tänzerin mit. Oft wurde diese dann seine Frau!

Bevor dann am Aschermittwoch nachmittags der Narrenbaum umgelegt wurde, fand die Geldbeutelwäsche statt. Die leeren Geldbeutel wurden am Narrenbaum aufgehängt. Den umgelegten Narrenbaum verkauften die Burschen zuerst dem Wirt, vor dessen Wirtshaus der Narrenbaum stand, und zwar gegen Bier. War das „Narrenbaumbier“ ausgetrunken, rannten die Burschen auf die Straße, nahmen den Narrenbaum auf die Schultern und zogen zum nächsten Wirt, wo sich dann das „Narrenbaumverkaufen“ wiederholte.

Am Abend trafen sich jeweils mehrere Paare in einem Haus zum „Bätterle“, wobei jeder Bursche seiner Tänzerin ein Pfund Käse mitbrachte.

 


Die Geschichte der Storchenzunft Steißlingen

Dank der Initiative von Otto Schönenberger kam es im März 1933 in der zur Narrenbeize erhobenen „Alten Post“ zur Gründung des Narrenvereins. In der "Alten Post" lag ein Buch, in dieses konnte sich eintragen, wer dem Verein beitreten wollte. Die erste von Otto Schönenberger inspirierte Fasnet 1934 stand im Zeichen der Theateraufführung „Die sieben Schwaben“ unter 'Vorantritt' von Paul Forster. Der neue Narrenverein war karnevalsorientiert. 1935 wurde Otto Friederang als erster Prinz Karneval gewählt. Der Verein zählte 1936 bereits 51 Mitglieder. 1939 setzte der Krieg einen Schlusspunkt unter das närrische Treiben. Viele Narren mussten ins Feld.

  

Ab 1948 wurde im ganzen Hegau wieder Fasnet gemacht, nur in Steißlingen noch nicht. Die Französische Besatzungsmacht hatte am Schloß ihre Fahne gehisst. Steißlinger Jungbürger hatten dieselbe entwendet und gut versorgt. So kam es, dass die jungen Männer eingesperrt und die Fasnet von den Franzosen untersagt wurde.

  

Erst 1949 wurde der Narrenverein durch den Vorsitzenden Jakob Streit wiederum ins Leben gerufen und zur „Durbenstecherzunft“ ernannt. Der Name „Durbenstecher“ erinnerte an die Zeiten um und vor 1900, da die Torfstecherei im Weitried gegen Volkertshausen in Blüte stand. Der Durben in der Form eines Briketts wurde mit dem Spaten gestochen und zum Trocknen aufgestellt; er war als Brennmaterial sehr geschätzt. Das Bild der Elfer und des Prinz Karneval bestimmte immer noch die Steißlinger Fasnet.

 

Die Fasnet wurde in den Anfängen von den Narren hoch zu Ross auf den öffentlichen Plätzen verkündet. 1950 erschien dann das erste „Stutzelinger Narrenblatt Durbe-Stecher“, welches 1954 in „Narrenblatt der Storchenzunft Steißlingen“ umbenannt wurde.

  

Im Jahre 1954 wurde der Narrenverein in „Storchenzunft“ umgetauft. Damit ist ein spezielles Steißlinger Symbol angesprochen, nämlich die südlich des Ortes gelegene alte Quelle des „Hohstetter“, an der sich die Störche sehr gerne aufhielten, weshalb der Hohstetter auch Storchenbach heißt. Das Wasser dieser Quelle soll, weil man ihm Heilkräfte nachsagte, von den einstigen Steißlinger Wunderärzten gerne zur Heilbehandlung verwendet worden sein. Im Sommer verdünnte man den Most mit Hohstetter Wasser, die Frauen benutzten es auch zum Butterrühren.

Bis zum Jahre 1911 horsteten die Störche auf dem Kirchturm, dann zerstörte ein Unwetter ihr Nest und die Störche blieben aus. An diese Steißlinger Störche und an den Hohstetter dachte man bei der Neubenennung der Zunft und der Schaffung eines naturgetreuen Storchenkostüms nach dem Entwurf von Willi Winkler. Der Storch trägt eine rote Strumpfhose, darüber ein kurzes weißes Höschen und über dem ganzen eine Art Umhang, dessen Ärmel als bewegliche Flügel ausgestattet sind. Das Kostüm ist mit weißen Stoffplätzchen besetzt, welche die Federn darstellen; lediglich an den Flügeln sind noch schwarze Stoffplätzchen. Der Schnabel ist rot, beweglich und kann klappern.

 

Die neue von Lotte Bednarr angefertigte Zunftfahne wurde enthüllt und damit langsam der Weg zur Brauchtumsfasnet beschritten.

 

Wenige Jahre später, am Schmutzige Dunschtig 1957, traten zum ersten Mal die Seejungfrauen unter Führung des Neptun (Karl Fehrle) auf. Sie erinnerten an den sagenarmen Steißlinger See, aus dem sie alljährlich zur Fasnet entsteigen, um den Steißlinger Störchen Gesellschaft zu leisten. Das Kostüm der Seejungfrauen war damals außer einer gelben Strumpfhose ganz blau; um Hüfte und Hals trugen sie einen Kranz von grünen Seerosenblättern und aufgesteppten weißen Seerosenblüten. Weiter gehörten zur Ausrüstung blaue Schuhe, weiße Handschuhe und ein buschiger Binsenstrauß vom Steißlinger See.

Die Holzmasken sind von Bildhauer Karl Rieber aus Furtwangen entworfen und geschnitzt, auch diejenige des Neptun. Der Neptun mit struppigem Bart und starkem Haarwuchs ist in dunklem Seegrün gehalten und hat Goldverzierungen an Gürtel und Kragen; in der Hand trägt er den Dreizack. 

 

Unter Zunftmeister Ernst Streit feierte die Zunft 1958 ihr 25-jähriges Jubiläum, an dem sich viele auswärtige Zünfte und Vereinigungen zu einem prächtigen Umzug durch die närrisch geschmückten Straßen von Steißlingen vereinigten.

An der damaligen Zunftbeiz „Krone“ gab es ein neues Narrenbaumloch. Bis heute wird dort am Schmutzigen Donnerstag von den Holzern der Narrenbaum gestellt.

 

Nach dem Beitritt der Storchenzunft zur Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, der damalige Zunftmeister Ernst Streit war einer der Gründungsmitglieder, vollzog sich ein völliger Wandel der Zunft vom rheinischen Karneval zur "bodenständigen, bäuerlichen Brauchtumsfasnet". Aus den 'Elfern' wurden Narrenräte, aus Clownereien Brauchtum.

 

1967 wurde das erste Mundart-Motto "Etzt hommers" kreiert. Die Zunft zählte mittlerweile 222 Mitglieder und 24 Ehrennarren. Immer mehr nahm sich die Zunft verschiedener kommunalpolitischer Begebenheiten an, die sie treffend glossierte, wie 1969 den Bau der Kläranlage oder beim ersten 1972 uraufgeführten Narrenspiegel unter dem Motto "Etzt wämmer wieder". 1974 wurde der Narrenspiegel in der neu erbauten "Senf" (Seeblickhalle) veranstaltet. Das Jahr 1976 brachte einen Sturm auf die Homburg mit anschließender Eingemeindung sowie einen großen Brauchtumsumzug mit viel weltlicher und närrischer Prominenz als Gästen.

 

Unter Zunftmeister Heiner Bichsel war die Storchenzunft Steißlingen 1976 Ausrichter eines Freundschaftstreffens der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Es nahmen 47 Zünfte und 39 Musikkapellen daran teil.

  

Am 11.11.1977 fand die öffentliche Narrenversammlung im Kronensaal statt. Gegen 20.30 Uhr ertönte ein Tusch und die neue Zimmermannsgilde marschierte – angeführt von ihrem Gründer und Oberholzer Willi Schley – in den Saal ein. Sie wurden noch an diesem Abend in die Zunft aufgenommen. 

 

1978 hatte die Zunft nicht nur 65 Aktive, 164 Passive und 22 Ehrennarren, sondern es tauchte auch zum ersten Mal die Idee zum Bau eines Narrenbrunnens auf, die zum 50. Geburtstag der Zunft im Jahr 1983 endlich verwirklicht wurde.

 

Die Gruppe der Seeriedwieber wurde 1981 gegründet und 1982 in die Zunft aufgenommen. 

 

Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Storchenzunft Steißlingen wurde am 04. Februar 1983 der Storchenbrunnen am „Ochseneck“ offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Brunnenfiguren wurden vom Bohlinger Künstler Robert Seyfried hergestellt. Mit diesem Storchenbrunnen hat sich die Storchenzunft ein bleibendes Denkmal gesetzt und einen großen Beitrag zur Dorfverschönerung geleistet.

 

Während der Öffentlichen Narrenversammlung am 08. Januar 1989 wurden die Narreneltern Henriette und Josef vorgestellt. Im Rahmen einer närrischen Hochzeit schlossen sie den Bund für die närrischen Tage. Bis heute gehören die beiden als Narreneltern der Zunft an.

 

Nahezu 40 Jahre zogen die Seejungfrauen im ursprünglichen Gewand durch die närrischen Zeiten, denn außer der Farbe der Strümpfe hat sich in den vielen Jahren nichts verändert. Am Fasnet-Sunntig 1997 konnten die Seejungfrauen ein neues Kostüm vorstellen. Es besteht aus einem blauen Hosenrock, einer mit Schuppen besetzten Jacke und einem abnehmbaren Schwanz. Dazu tragen die Seejungfrauen blaue Handschuhe, blaue Strümpfe und einen Kescher oder ein Fischernetz.

Für den Narrensamen wurden gelbe Seerosen-Kostüme genäht.

 

Seit dem 01. Juli 1997 hat die Storchenzunft in dem ehemaligen Clubheim des Tennisclubs ein neues Zuhause gefunden. Es erhielt den Namen: Storchenstube.

 

Im Jahr 2012 wurde die Gruppe der Seestrueli gegründet und 2013 in die Zunft aufgenommen.

 

Nach 32 Jahren haben sich die Seeriedwieber für ein neues Kostüm entschieden und dieses an der Öffentlichen Narrenversammlung am 17. Januar 2014 vorgestellt.

Storchenzunft Steißlingen e.V.  | info@storchenzunft-steisslingen.de